Mit der Hilfe eines “alten” Freundes hatte ich die Möglichkeit, einen vServer von EDIS testen zu dürfen. Toll, näch? Nachdem mein Rock-Server vServer Review relativ gut ankam und sicher einigen bei der Kaufentscheidung geholfen hat bzw. helfen wird, habe ich mir gedacht es wäre sinnvoll noch weitere vServer-Anbieter zu testen. Wie schon beim anderen Review habe ich einen umfassenden Benchmark durchgeführt, der Festplatten-Leistung, CPU-Leistung und RAM-Geschwindigkeit misst. Anschließend habe ich noch Up- und Downloadraten mit iperf getestet, aber seht selbst.

Vergleich

Das VPS welches ich testete, hatte folgende Ausstattung:

  • 50 GB Festplattenspeicher
  • 512 MB RAM
  • 2 vCores mit je 1,2 GHz von einer Xeon E5645 CPU mit 2,4 GHz je Kern
  • Debian 7.5

Als Vergleichsobjekt dient mal wieder mein Notebook, das ThinkPad T61 mit folgenden Eigenschaften:

  • 128 GB SanDisk SSD
  • T8100 mit 2×2,1GHz
  • 2 GB DDR2 RAM
  • Debian 7.5

Initiale Konfiguration

Die Administration bei den vServern von Edis läuft mit SolusVM, welches auch mein langjähriger vServer-Anbieter hostingparadise verwendet. Allerdings kommt bei SolusVM eine etwas neuere Version zur Verwendung, die ein aktuelleres, ich schätze auf Bootstrap basierendes, Design hat. Funktionen und deren Anordnung ist nahezu wie vorher.

Als Betriebssystem wurde mir Debian 7 64bit minimal installiert. Damit bin ich sehr zufrieden, da ich vergleichbares auch auf meinen anderen VPS verwende und Anwendungen lieber so nachinstalliere wie ich sie brauche, als ein vollgepacktes Image zu verwenden. Es ist möglich innerhalb weniger Sekunden folgende Distributionen in verschiedensten Ausführungen und Versionen zu installieren:

  • CentOS
  • Debian
  • Fedora
  • Scientific Linux
  • Slackware
  • SUSE
  • Ubuntu

Weiterhin gibt es für Beta-Tester ein Image, welches in vielerlei Hinsicht angepasst wurde – dazu aber später mehr.

Der Befehl uname -a liefert mir folgende Rückgabe:

Linux host5 2.6.32-042stab088.4 #1 SMP Fri Jun 6 09:35:21 MSK 2014 x86_64 GNU/Linux

Was bedeutet, dass der OpenVZ-Kernel in Version 2.6.32-042stab088.4 zum Einsatz kommt und am 6. Juni, (aktuell haben wir den 11. Juni) kompiliert wurde. Die Version des Kernels stammt vom April und ist damit weit neuer als ich das bei meinem anderen vServer-Test bei einem anderen Anbieter erlebte.

Edit: Mittlerweile setzt man bei dem Anbieter auf den aktuellsten Kernel mit der Endung stab090.3. Das fand ich nach einem Neustart heraus. Auch dieser wurde kompiliert am 6. Juni. Mein Bekannter erklärte mir, dass sie teilweise Änderungen selbst On-The-Fly einbauen weil Sicherheit das A und O ist. Somit hat man vielleicht schon die aktuelle Version des Kernels, aber weiß es nicht.

Festplatten-IO

Folgende Szenarien habe ich mit sysbench und den fileio-Benchmarks getestet:

  • seqwr (sequenzielles Schreiben)
  • seqrewr (sequenzielles Lesen/Schreiben)
  • seqrd (sequenzielles Lesen)
  • rndrd (zufälliges Lesen)
  • rndwr (zufälliges Schreiben)
  • rndrw (zufälliges Lesen/Schreiben)

Nun ein Vergleich zwischen den Werten, welche das VPS erzielte und den werten, die mein Notebook schafft:

Modus – VPS – Notebook:
seqwr – 74,74 MB/s – 117,73 MB/s
seqrewr – 52,52 MB/s – 123,26 MB/s
seqrd – 2,7 GB/s – 134,39 MB/s
rndrd – 1,1 GB/s – 117,93 MB/s
rndwr – 67,68 MB/s – 18,14 MB/s
rndrw – 497,46 MB/s – 35,31 MB/s

Besonders die Leseraten sind absoluter Wahnsinn. Denkbar das hier ein Fehler vorliegt? Ich bin mir wirklich unsicher. Auch hier habe ich per Cleanup und zwischenzeitlichen Neustarts versucht, Fehlerquellen wie große Zwischenspeicher zu vermeiden. Dennoch kam ich auf diese Werte. Sofern gewünscht – lasst uns mal in den Kommentaren darüber debattieren.

Edit: Laut meinem Bekannten sind das realistische Werte, da bei den Servern Seagate Constellation SAS-Platten im cached RAID 10 zum Einsatz kommen. Jede Platte schafft einzeln 600 MB/s und in den Systemen sind 8 Stück verbaut. In den Tests kam die Maschine auf etwa 2,1 GB/s lesend. [Paste]

Arbeitsspeichergröße und -geschwindigkeit

An RAM beinhaltet das VPS brauchbare 512 Megabyte wobei es so gut wie keinen (2 MB) Swap-Speicher gibt. Deshalb kam es bei meinen Test manchmal auch zu Überziehungen. Im schlimmsten Fall kann es zum Beispiel passieren, dass aufgrund von zu vielen Anwendungen die allesamt Speicherhungrig sind, irgendwann eine nach der anderen abschmiert. Das habe ich bereits bei meinem Mailserver durch, weshalb ich diesem kürzlich ein Upgrade spendiert habe.

Eine erstaunliche Erfahrung machte ich beim RAM. Bei sysbench kann die Anzahl der zu nutzenden Threads bestimmt werden und meine RAM-Tests brachten immer und immer wieder das Ergebnis, dass bei einem Thread die Geschwindigkeit des RAM höher ist als bei zweien. So Beträgt die Zeit zum Kopieren von 102400 Megabyte 53 Sekunden mit einem und 54 Sekunden mit zwei Threads.
Die Geschwindigkeit beträgt den Ergebnissen zufolge also 1927 MB/s bei einem und 1876 MB/s bei zwei Threads. [Paste]

CPU-Leistung

Bei Ausnutzung beider Threads und einer festgelegten maximalen Primzahl von 20000 benötigt das VPS satte 28,5 Sekunden. Die durchschnittliche Reaktionszeit beträgt 5,6 Millisekunden. Damit ist die CPU nicht ganz so leistungsstark wie die von meinem Notebook oder dem andern VPS, welches ich bereits testete. Aber an dieser Stelle muss ich anmerken, dass jedem Kunden die Ressourcen fest zugewiesen werden. Dies steht im Gegensatz zu den meisten anderen Anbietern, bei denen die CPU unter den Kunden aufgeteilt wird und es gut und gern mal passiert das einer die volle Leistung beansprucht und alle anderen in die Röhre gucken.

Also Fazit zur CPU-Leistung: Nicht ganz so viel, dafür aber stabil und reserviert. [Paste]

Netzwerk-Datendurchsatz

Die Netzwerk-Geschwindigkeit des VPS ist als durchwachsen zu bezeichnen. Ich habe mithilfe von einigen Bekannten und deren Servern (an dieser Stelle besonderen Dank an Marco) die Geschwindigkeit getestet. So betrug die Geschwindigkeit bei einem Test 140 Mbit in beide Richtungen, beim nächsten wiederum 380 vom und 30 Mbit zum Server. Dann beim nächsten Test wiederum 130 Mbit vom und 450 Mbit zum Server. Weil die Werte schon so sehr unterschiedlich waren, machten ein Freund und ich uns den Spaß, innerhalb des Rechenzentrums einen Test durchzuführen. Wir kamen auf 2,1 Gbit vom Server zur Gegenstelle und 1,6 Gbit von der Gegenstelle zum Server.

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Leitung ist stabil, aber die Ergebnisse schwanken doch sehr. Auf über 100 Mbit wird man im Normalfall aber locker kommen. [Paste]

Besonderheiten

Hinweis bei “modprobe tun/tap”:

Wie einige vielleicht wissen, habe ich all meine Server via OpenVPN verbunden. Das erleichtert mir die Administration und sichert mir Datenübertragungen ab. Daher versuchte ich auch mit dem mir zur Verfügung gestellten VPS eine Verbindung herzustellen. Da standardmäßig tun bzw. tap jedoch nicht aktiviert sind, wollte ich erst deren Status mittels modprobe prüfen. Daraufhin bekam ich folgende Mitteilung:

root@host5:/etc/openvpn# modprobe tun
Loading modules with modprobe is not supported in OpenVZ containers.
To enable the tun module, please visit https://solus.edis.at:5656/ and enable TUN/TAP support for this container.
tun support is currently disabled for this container.

Das finde ich prima. So weiß ein Nutzer gleich was zu tun ist und wirrt nicht lange herum. [Paste]

Unterstützung für das PPP (Point-to-Point Protocol):

Das habe ich bislang bei keinem VPS-Anbieter gesehen – bei edis kann man das PPP verwenden. Zu aktivieren ist es via SolusVM. Wie auch bei tun/tap erscheint bei “modprobe ppp” die Meldung, dass das Laden von Kernelmodulen bei OpenVZ nicht möglich ist und man PPP über das Control Panel aktivieren solle.

Sicherheitsmechanismen:

Edis verwendet eine Reihe an Sicherheitsmechanismen, von denen ich eine näher kennenlernte nachdem mein Kumpel und ich die Netzwerkanbindung bis an 2,1 Gbit brachten – erzeugt ein VPS über längere Zeit eine hohe Last oder besonders viel Netzwerktraffic, so wird es temporär abgeschaltet. Das klingt im ersten Moment nach einem Nachteil, ist aber für alle anderen Kunden ein Vorteil, da diese nicht beeinträchtigt werden wenn die Leitung von einem Kunden voll ausgelastet wird.

ED15-IPv6-Adressen:

Ein lustiges Gimmick sind die EDIS oder vielmehr ED15 IPv6-Adressen welche ein jedes VPS zugewiesen bekommt:

          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:d46e:b26e/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:d0fb:8d1f/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:8c07:f7c4/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:7207:4727/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:f0b9:3bfe/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:e080:6ce6/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:ebad:f6ec/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:a65d:10b2/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:b73d:b051/128 Scope:Global
          inet6 addr: 2a03:f80:ed15:ed15:ed15:ed15:8981:9c47/128 Scope:Global

Fazit

Das VPS ist absolut brauchbar. Ich bin aktuell am überlegen, es zu behalten und als Fallback für einige meiner Applikationen zu verwenden. Zum Preis von 5 Euro kann man nicht meckern.

5 thoughts on “edis.at vServer Review

  1. “512 MB RAM”

    Willkommen in den 90ern. Und wer auf Schmerzen steht, haut sich Ubuntu drauf.

    Gut, 5 Euro sind wirklich nix. Aber dafür bekommt man auch nicht viel. Zum Hosten der eigenen Visitenkarte dürfte es reichen.

  2. Schmatzler, du bist ein Lustiger… Schon mal daran gedacht, dass das dedizierte Ressourcen sind und wir so ziemlich die letzten Anbieter mit solchen Dingen am Markt sind? Überall wo du hingehst siehst du nurnoch sachen wie “Cloud” oder “Burstable RAM” Scheiß.

  3. Wahrscheinlich seid ihr die letzten Anbieter, weil sowas keiner haben will. 512MB sind einfach nichts, eine etwas größere SQL-Datenbank und das Ding ist voll. Für nicht viele sinnvolle Sachen zu gebrauchen, meiner Meinung nach.

    Im Übrigen war das sowieso gelogen, bei hosteurope sieht man es z.B. klar unterteilt nach garantiertem RAM und dynamisch alloziertem RAM.

  4. Ich mach immer alles nach der Praemisse: Desto sparsamer desto besser.

    Bislang komme ich bei den meisten VPS noch mit 512 MB RAM plus 512 MB Swap aus. Auf einem ist es bisschen knapp geworden, da laeuft ein kleiner Mailserver, weshalb ich dieses eine ein bisschen habe Upgraden lassen.

    Gruesse

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